Sofort konsequent mit Klimaschutz anfangen

(Artikel EM) Die Forschungsgrundlagen sind solide, die Lage ist dramatisch: Darauf haben die lokalen Gruppen von Fridays for Future und der Verkehrswendeinitiative hingewiesen. Mit einer Fahrraddemonstration durch Einbeck haben sie auf die Situation aufmerksam gemacht: Das Jahrzehnt von 2011 bis 2020 war nach Erkenntnissen des Weltkrimarates IPCC das bisher wärmste seit Beginn der Messungen 1880.

Der Klimawandel werde deutlich auf allen Kontinenten. Im Moment schaue man, so FfF-Sprecher Hinrich Borchardt, zu, wie 40 Jahre alte Warnungen Wirklichkeit würden. Die für 2040 voraugesagte Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius werde vermutlich schon 2030 überschritten. Es sei kritisch, aber noch sei Zeit, den schlimmsten Schaden abzuwenden, wenn die Menschen sich entscheiden würden: Denn sie seien für die Erderwärmung verantwortlich, die jetzt schneller voran schreite als in den letzten 2.000 Jahren. Rund 85 Prozent der CO2-Emissionen würden aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe stammen, der Rest entstehe etwa durch Entwaldung.

Die Konzentration anderer Treibhausgase sei ähnlich schlecht. Dafür verantwortlich seien vor allem Viehhaltung und Industrie. Viele Veränderungen seien inzwischen unumkehrbar. Man müsse aktuell davon ausgehen, dass die Oberflächentemperatur bis mindestens 2050 weiter ansteige. Bedrohlich geschrumpft sei das Budget, was an CO2-Ausstoß möglich sei – eigentlich dürfte in einem Jahrzehnt gar nichts mehr ausgestoßen werden, wobei der IPCC davon ausgegangen sei, dass das Budget noch für etwa 20 Jahren reichen würde. Es bleibe also nur eine Trendumkehr, um innerhalb der nächsten drei Jahre global weniger CO2 zu verbrauchen.

»Warum fangen wir nicht sofort konsequent an?«, fragte Borchardt. Man könne nicht warten, bis auch hier Hitzewellen oder Hochwasser das Leben unerträglich machten. Aber nicht nur das persönliche Handeln sei wichtig, die Politik setze die Rahmenbedingungen – in diesem Fall seien die anstehenden Wahlen von besonderer Bedeutung, auch mit Blick auf den Klimaschutz. In Einbeck werde zwar Richtiges und Wichtiges getan, man bleibe aber weit hinter dem zurück, was Kommunen im Bereich Nachhaltigkeit leisten könnte. Klimapolitik sei ein Gemeinschaftsprojekt, jeder könne seinen Beitrag liefern, und das würde die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen erhöhen. Die Lokalpolitik könnte wesentlich mutiger sein.

Die Wahlen seien ein guter Anfang, Mitwirkung konsequent einzufordern. Im Rahmen von Klimagerechtigkeit gelte es, soziale und ökologische Fragen zusammen zu lösen. Dass für Autos beispielsweise mehr Platz zur Verfügung stehe als für Kinder, sei nicht richtig. Die Forderung nach mehr autofreien Zonen sei deshalb ebenso notwendig wie ein besserer und unbedingt kostenloser Öffentlicher Personennahverkehr. Auch wenn sie noch leise sei: Hier entstehe eine andere Welt.