»einTanz«...

Einbecker Morgenpost - Ein schönes buntes Leben, vielfältig und frei, und ein eintöniges Dasein, streng, gleichförmig und grau, das hat die jüngste Aufführung von »EinTanz« unter dem Titel »(un)überwindbare Grenzen« gegeneinandergestellt. Es ging um Spannung, Freude und Trauer und Liebe, selbst über Mauern hinweg. Wie die Mitwirkenden das umgesetzt haben, hat das Publikum begeistert: Für die Darsteller auf der Bühne gab es riesigen Beifall, ebenso wie für die große Crew, die für einen reibungslosen Ablauf auf der Bühne in der Multifunktionshalle und hinter den Kulissen sorgte. Ein fröhlicher Einzug mit bunten Luftballons und heiterer Musik vermittelt ein Bild von fröhlicher Leichtigkeit, aber das weicht schnell einer Ernüchterung. Ein schlapper Luftballon, die »Wonderful World« in Frage gestellt, und bedrohliche Stimmung kündigt sich an: Aggressive Töne, Grau und Schwarz sind die vorherrschenden Farben, und eine mit Stacheldraht gespickte Mauer wird aufgebaut, die die bunte und die graue Seite trennt. Die Mauer hält auch Einzug in den Köpfen und Herzen, sie spaltet, sorgt für eine andere Ordnung. Harte Beats unterstreichen, was auf der »grauen« Seite gilt: das Streben nach Perfektion und strenge Gesetze. Auf der »bunten« Seite wird gefeiert, Papierflieger segeln durch die Luft, mit Regenbogenflaggen ziehen die Tänzer durchs Publikum. Cowgirls, Popcorn, Zirkus, Partystimmung, die Pflege ökologischer Ideen, Breakdancer, farbenfrohe Kostüme und eine Parade machen bei den Grauen neugierig auf dieses so andere Leben. Sie wollen ihren Zwängen entweichen, und wem die Flucht gewinnt, der wird schnell und herzlich im bunten Leben aufgenommen, das so anders ist als auf der anderen Seite der Mauer. Dort geht es immer strenger zu, Feinde werden mit Gewalt aus dem Bild gezogen. Zudem finden Menschen als Flüchtlinge ein »nasses Grab«, sterben auf dem Meer: Wie kann man sie ertränken und dazu applaudieren, so die entsetzte Frage. »Ihr seid alle gleich«, Vielfalt wird auf der bunten Seite gelebt. Das stellen die Mitwirkenden auf unterschiedliche Weise dar: Die Eurovisions-Hymne erklingt, ebenso Offenbachs »Cancan«, und eine Limbo-Weltmeisterschaft wird ausgetragen, Frohsinn pur. Der Hauptgewinn ist ein Herzenswunsch. Die Mauer hat beide Seiten getrennt, die Erinnerung an die Einheit bleibt aber in den Herzen, und sie wird zu einem bunten Blumenstrauß. Der Glaube, dass sich etwas ändern kann, daran sollte man festhalten, und so werden unüberwindbare zu überwindbaren Grenzen. Gemeinsam wird gefeiert unter einem Himmel voller Sterne – und mit einer Multifunktionshalle voller Papierflieger: Begeisterter Applaus des Publikums belohnte die kreative und sehr gekonnt umgesetzte Darstellung des Ensembles. Diakonin Ann-Jolin Froböse von der Jugendkirche »marie« und Jan-Patric Ziegler, Teamleiter in dem Multi, würdigten den Tanz und die Freude daran, die Gemeinschaft und die Zugehörigkeit als Herzstücke von »EinTanz«, seit 2021 ein Gemeinschaftsprojekt der Jugendkirche und der Jugendpflege. Sie dankten allen Ehrenamtlichen, Eltern, Familien und Helfern für die Unterstützung. An sieben Trainingswochenenden sei es gelungen, aus kleinen Ideen Großartiges zu machen. Zum Erfolg hätten auch die Besucher beitragen, die die Aufführungen immer wieder unterstützten, und die dem Projekt und dem Ensemble die Wertschätzung schenken würden, die es verdiene.