Logbuch Lockdown des "Münstheaters"

Ein »Logbuch Lockdown« bringt das Münstheater auf die Bühne.
Nachdem im Jahr 2020 coronabedingt keine Aufführungen stattfinden konnten, hatte man eigentlich gedacht, nach dem Sommer 2021 mindestens mit Proben wieder starten zu können. Auch diese Pläne
haben sich letztlich zerschlagen, aber jetzt soll es losgehen: Das Kammerspiel wird ab dem 20. Mai aufgeführt. In abgestecktem Raum werden Begebenheiten aus der Zeit des ersten
Lockdowns gespielt, helle und dunkle Momente soll es geben, kündigt der Theaterpädagoge John Deppe an, der die künstlerische Leitung übernommen hat.
Das Stück, eine Kooperation der Evangelisch- lutherischen Kirchengemeinde Einbeck und der St. Alexandri Stiftung, trägt vielfältige Erfahrungen aus dem ersten Lockdown im
Frühjahr 2020 zusammen, die die Mitwirkenden selbst erlebt haben, die sie aber auch aus Erzählungen von Freunden und Bekannten kennen. Gemeinsam wurden Szenen entwickelt,
bei denen die Frage im Mittelpunkt steht, wie man in der Distanz noch menschlich bleiben kann.


Wichtige Anstöße gab es auch aus dem Buch »Gedankensplitter« von Pastorin Dr. Wiebke Köhler; dazu hat sie während dieser Zeit kurze tägliche Meditationen zusammengefasst.
Das Stück, Ende letzten Jahres nach einer intensiven Probenzeit im Herbst so gut wie fertig für die Aufführung im Februar, wurde kurz vor der Premiere abgesagt: Zu schwierig war die
Corona-Situation geworden. Anschließend haben sie sich die sieben Mitwirkenden monatlich zu freien Proben getroffen. Jetzt gehe es aber in die »heiße Phase«, kündigt John Deppe
an, die Premiere am 20. Mai fest im Blick.


Zur Entwicklung des Kammerspiels gehörte auch eine Klosterzeit in Amelungsborn. Bewusst habe man sich an einem Wochenende den Mönchen und Schwestern angeschlossen
und in diesem Rahmen die künstlerische Arbeit vorangebracht. Das sei, so Deppe, »richtig gut gewesen«.

»Logbuch Lockdown« handelt von den Wochen im Frühjahr 2020, von den Toten, die an, mit und durch Corona gestorben sind, von Einschränkungen, die Fluch und Segen zugleich waren, von freiheitlichen Entscheidungen, von Isolation und Verschwörungstheorien, Fakten und Fake News. Eine vielseitige Collage ist so entstanden, ein gutes Potpourri, bei dem neben Worten auch Symbole zum Einsatz kommen:
Masken, ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel oder die Merkel-Raute. Nur die Schauspieler und die Requisiten sowie Licht, mehr braucht
es nicht für dieses Kammerspiel, für das drei mit Molton bespannte Wände beschafft wurden, die, auch im Wortsinn, den Rahmen dafür setzen.
Man habe die Stimmung einfangen wollen, in der es ums Überleben gegangen sei, um Solidarität, um mitunter illegale Aktionen, wenn sich etwa zwei alte Freundinnen im Altenheim- Garten getroffen haben, aber auch um Klopapier, berichtet John Deppe. Und die Einschränkungen, die Isolation und die Stille hätten viele angehalten zu Gedanken über die eigene Existenz – so wie die hellen und dunklen Momente
in Szene gesetzt werden.
Nach der Premiere am 20. Mai ab 20 Uhr im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde, Lessingstraße 13b, gibt es eine Nachmittagsvorstellung
am Sonntag, 22. Mai, ab 16 Uhr sowie Schulvorstellungen am 9. Juni vormittags. Eine weitere Abendvorstellung mit Brot und Wein im Kerzenschein im Anschluss wird es am 11. Juni geben.

»Wir haben diesmal eine mobile Produktion, es sind also auch andere Spielorte möglich. Das planen wir ab Oktober
«, kündigt der künstlerische Leiter an. Karten gibt es in dem Pfarrbüro der Evangelisch- lutherischen Kirchengemeinde Einbeck, Stiftplatz 1, unter der Telefonnummer 05561/72013.
Unterstützt wird das Projekt des Münstheaters von der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft, von der St. Alexandri Stiftung, von
der Hanns-Lilje-Stiftung und von der Volksbank.