In der Krise muss sich die Demokratie bewähren

(Artikel EM) »Warum Demokratie?«, diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt eines Diskussionsabends, zu dem »Einbeck ist bunt« und der Förderverein Alte Synagoge jetzt eingeladen hatten. Peter Zarske und Dr. Elke
Heege moderierten dabei drei Diskussionsrunden zu unterschiedlichen Themenkomplexen, Joachim Voges hieß die zahlreichen Besucher, die immer zu aktiv Mit-Diskutierenden wurden, willkommen.
Dabei ging es beispielsweise um Krieg und Frieden und um die Frage, ob Krisen Chancen für die Demokratie bieten. Ist Frieden durch (schwere) Waffen möglich? Und was muss man als Christ dabei aushalten, der sich am Bibelwort »Schwerter zu Pflugscharen« orientiert? Krieg in Europa war über Jahrzehnte unvorstellbar, soll man nun eingreifen – und mit welchen Mitteln? Waffenlieferungen, Verhandlungen, der Bruch des Völkerrechts, Beistand in jeder Form – viele Themenkomplexe wurde zum Krieg in der Ukraine angesprochen. Eine Mahnung dabei war, viel aufmerksamer zu sein, denn die Konflikte hätten nicht erst im
Februar begonnen, sondern schon weit früher.
Hilferufe müsse man verstehen und dann auch Hilfe bereitstellen, im Rahmen der Möglichkeiten. Und Waffenlieferungen, auch das wurde deutlich, würden Folgen haben, diesen Preis müsse man bezahlen wollen. Es könne, auch da herrschte große Einigkeit, Frieden ohneWaffen geben. Zurzeit seien Waffen aber notwendig;
Frieden ohne Waffen sei derzeit wohl nicht in Sicht. In diesem Zusammenhang sollte auch über die veränderte Wertschätzung der Bundeswehr nachgedacht haben. Die Lage und deren Beurteilung sei in jedem Fall komplex.
Krisen seien weniger eine Chance für die Demokratie, sondern vielmehr eine Nagelprobe. Viele kämen mit Krisen nicht gut klar, deshalb sei Solidarität wichtig. Klimakrise, der Krieg - das Ende sei noch nicht erreicht, was solche Problemlagen angehe, man werde noch mehr aushalten müssen, so die Befürchtungen. Dabei dürfe man aber niemanden abhängen, und man müsse auch Ängste sehen.
In dieser Situation sei es erforderlich, sich Antidemokraten entgegen zu stellen. Sie wollten nicht diskutieren, und es würden häufig auch keine Argumente helfen. Gerade durch den Ruf nach einfachen Lösungen für schwierige Probleme sei die Demokratie in Gefahr, so die Warnung aus der Diskussionsrunde. Demokratie brauche Räume, in denen sie gelebt werden könne, und sie brauche Bildung.
Junge Menschen müssten deshalb entsprechend geschult werden. Und Demokratie müsse auch wehrhaft sein. Wenn das Völkerrecht mit Füßen getreten werde, müsse man zur Verteidigung antreten. Demokratie sei dabei immer die Suche nach Mehrheiten in der Gesellschaft, nach einem sozialen Ausgleich.
Wer sich permanent in einer Krise befinde, wer nur noch reagiere statt zu planen und nach vorn zu schauen, bei dem werde das Wir-Gefühl leiden. Deshalb sei es wichtig, wieder ins Gespräch zu kommen und so insbesondere junge Menschen zu begeistern, sich fürs Gemeinwohl zu engagieren. Wenn sie etwas bewegen wollten, auch abseits ausgetretener Muster, sollte man sie unterstützen und wertschätzen.
Was muss man schließlich aushalten im Umgang mit Gegnern der Demokratie, mit Lügnern und Hetzern? Wie sollte man ihnen begegnen? Bringt es etwas, sie mit ihren eigenen Argumenten zu »stellen« und zu widerlegen? Auch dieses schwierige Thema, zugleich ein schmaler Grat, wurde besprochen: Sich der Diskussion nicht zu stellen, sei schwer auszuhalten. Dagegen stehe allerdings die Erfah-
rung, dass die Diskussion häufig aussichtslos sei.
Spannend und vielschichtig war der Gedankenaustausch und einmütig der Wunsch, dieses offene und lebendige Diskussionsformat gelegentlich wieder aufzugreifen.