Ausstellung thematisiert Diskriminierung

Dattelträger, Ökos, Skater, Punks, Pop-Dschihadistinnen – auf den ersten Blick zeigt diese Vielfalt an Jugendkulturen, wie viele verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten sich junge Menschen heute schaffen. Sie sorgen damit für Neues. Auf den zweiten Blick sind Jugendkulturen aber auch nicht frei von Problemen wie beispielsweise Diskriminierungen: Auch hier werden Menschen wegen tatsächlicher oder zugeschriebener Merkmale benachteiligt, ausgeschlossen oder angegriffen, oft weil sie nicht ins Bild passen. Diskriminierungen thematisiert die Ausstellung »Der z/weite Blick«, die jetzt in der Goetheschule eröffnet wurde. Besuchstermine sind noch frei.

Bis Ende der Woche präsentiert die Kreisjugendpflege Northeim in Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege Einbeck die vom Archiv der Jugendkulturen in Berlin konzipierte Wanderausstellung »Der z/weite Blick«. Sie gibt einen Einblick in die Problembereiche von unterschiedlichen Jugendkulturen und schärft den Blick für verschiedene Formen von Diskriminierung. Anhand ausgewählter Beispiele zeigt die Ausstellung, welche Formen und Aspekte von Diskriminierung es gibt: Rassismus, Antisemitismus, Ziganismus, Sexismus und Homophobie. Die Ausstellung vermittelt Anregungen zum Nachdenken und hilft, die eigene Sicht zu hinterfragen.

Martin Brünig, Fachbereichsleiter Kinder, Jugend und Familien beim Landkreis Northeim, gab kritisch zu bedenken, dass Jugendkulturen vielleicht von der Gesellschaft zu wenig wahrgenommen werden. Der Landkreis, die Jugendpflege und die Jugendringe hätten sich bereits seit den 90er Jahren damit auseinandergesetzt und Bildungsangebote umgesetzt. Er hob heraus, dass mit der Ausstellung für Diskriminierungen sensibilisiert werde. Die Ausstellung liefere zudem zahlreiche Anregungen zum Nachdenken und helfe damit, die eigene Sicht zu überdenken.

Kreisjugendpfleger Andreas Kohrs freute sich, dass diese Ausstellung gerade in Einbeck zu sehen sei. Schließlich gebe es hier eine vielfältige Jugendkultur. Das unterstrich Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Sie hob heraus, dass die Jugendlichen hier »dort abgeholt werden, wo sie stehen« – sei es im Sportbereich, in der »elternfreien Zone« im Haus der Jugend oder auch beim FinE-Festival und in der Jungen Linde. In der Adoleszenz sei die Gruppenzugehörigkeit wichtig, stellte sie fest. Die Gruppenidentität dürfe aber nicht zu Ausgrenzung führen.

Dass sich die Jugend mit Jugendkulturen auseinandersetze, hielt auch Hartmut Bertram, Schulleiter der Goetheschule, für wichtig. Mit Diskriminierung müsse man sich befassen, damit man dagegen vorgehen könne. Das Archiv der Jugendkulturen in Berlin zeigt Interventionsmöglichkeiten einer rassismuskritischen Jugendarbeit auf – dazu gehört auch die Ausstellung, die jetzt in der Goetheschule zu sehen ist. 18 Roll-ups thematisieren gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und spielen mit Stereotypen und Vieldeutigkeiten.

Gabriele Rohmann, Leiterin des Archivs der Jugendkulturen, betonte, dass Jugendkulturen gelebte Orte informeller kultureller und politischer Bildung seien – sozusagen Orte gesellschaftspolitischer Auseinandersetzung.

Die Jugendkulturen seien unter anderem experimentell, kreativ, ambivalent. Künftig werde es weitere Revivals in diesem Bereich geben, aber auch weitere Ausdifferenzierungen, mehr Crossover, neue Styles and Scenes sowie eine weitere Globalisierung. Sicher ist sich Rohmann auch, dass es weitere Versuche von Rechtsextremen gebe, »Jugendkulturen gen rechts zu politisieren«.

Die Ausstellung »Der z/weite Blick« wird zurzeit überarbeitet und ab Anfang November neu präsentiert – zunächst in Kassel.
Für den musikalischen Rahmen der Ausstellungseröffnung sorgten Victoria Strauß und Sören Schirmer. Der Besuch der Ausstellung, die bis zum 27. Oktober zu sehen ist, ist kostenfrei. Um Vorankündigung eines Besuchs der Ausstellung per E-Mail unter goetheschule-einbeck@t-online.de wird gebeten.